Der DJK-Reichsverband von der Gründung 1920 bis zum Verbot 1935

Die DJK hat sich, so Willy Schulze, der sich wie kein anderer mit der DJK-Geschichte auseinander setzt, bereits vor dem 1. Weltkrieg von unter her gegründet, langsam, kompliziert, ziemlich früh in Baden, Württemberg, Berlin, um dann offiziell am 16. September 1920 in Würzburg gegründet zu werden, mit Prälat Carl Mosters als Generalpräses und 1. Vorsitzendem. „ Am 31. Oktober 1921 wurde die DJK Mitglied des 1917 gegründeten Deutschen Reichsausschusses für Leibeserziehung“ (…). Die Wurzeln liegen in dem seit Jahrhundertbeginn erwachten Interesse an sportlicher Betätigung, nicht nur in Schulen und Betrieben, sondern verstärkt in der katholischen Jugend. Die Grün-dung des Verbandes fällt in die Zeit der Erniedrigung nach dem Versailler Vertrag und der innenpolitischen Krise der jungen Re-publik und ist Zeichen des Aufbruchs und der Hoffnung. „Im jugendfrischen Tatendrang, im Überschwang der Begeisterung der Gründungszeit gab es keine Hemmungen, keine Bedenken“ (Geschichte der DJK. 1. DJK-Reichstreffen, Hrsg.: DJK-Sportverband, Düsseldorf 1991, S.3).

Die soziale und wirtschaftliche Situation des ausgehenden 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts bewegte viele Priester und Laien, den Jugendlichen im kirchlichen Raum eine Möglichkeit zu bieten, auf der Grundlage und im Rahmen christlicher Lehre eine Stätte der Erholung und der sinnvollen Freizeitbeschäftigung, aber auch der Erziehung und Selbstverwirklichung im Geiste Christi zu bieten, obwohl die katholische Kirche anfänglich Sport als Teil der Jugendseelsorge nicht anerkannte. Menschen aus vielen Schichten der Bevölkerung, politisch zu-meist am Zentrum orientiert, schlossen sich zu einem katholischen Sportverband für Breiten- und Leistungssport zusammen. Zunächst wurde Sport von den DJK-Vereinen nur in den eigenen Reihen betrieben. Mit den „Goldenen“ Zwanziger Jahren erlebte auch die DJK einen Aufschwung, denn diese Zeit ist u.a. gekennzeichnet von pluralen Entwicklungen des Sports und der Sportverbände. So stellt der DJK-Reichsverband damals eine bedeutende sportliche, pädagogische und kulturelle Kraft dar und ist bis zu seinem Verbot durch die Nationalsozialisten nach den Turnern und Fußballern der größte deutsche Sportverband (nach Rösch, Heinz-Egon, Sport um der Menschen willen. 75 Jahre DJK-Sportverband „Deutsche Jugendkraft“ 1920-1995, Hrsg.: DJK-Sportverband, Düsseldorf 1995, S. 13ff.).

Die Machtübernahme Hitlers und der Nazis 1933 beendet jäh das christlich orientierte Vereinsleben. So muss sich der DJK-Verband mit seinen rd. 500 000 Mitgliedern 1935 völlig auflösen. „Bereits 1934 war kein Verein mehr mit DJK im Namen zugelassen; die DJK war eigentlich verschwunden“ (Willy Schulze, in: DJK-Sportmagazin, Nr. 3, Hrsg.: DJK-Sportverband, Düsseldorf 1999, S. 22). Mit Schikanen, Drohungen, Nachstellungen, Verboten und Verfügungen wurde die Auflösung der DJK-Vereine, häufig unterstützt von lokalen NS- und HJ-Mitgliedern, vorangetrieben, auch wenn viele Geistliche sich zunächst widersetzten. Dies zeigt sich eindrucksvoll im Schreiben des Diözesanpräses Schmitt an die DJK und den Katholischen Jungmännerverband der Diözese Speyer, worin er fordert, dass „ein Verband zur Er-ziehung junger Menschen die Pflege der Leibesübungen für sei-ne eigenen Mitglieder nicht Vereinen anderer Weltanschauungen überlassen kann“ (vgl. Anlage A I). Nach Willy Schulze waren damals weder Kirche noch DJK auf die schwierige Situation ein-gestellt gewesen, denn „Teile der Bevölkerung und die Kirchen hatten mehr Angst vor dem Kommunismus als vor dem doch unerkannten Nationalsozialismus (ebenda). Diese Zeit ist sehr gut dokumentiert für die DJK- Bezirk Ludwigshafen -Frankenthal und die DJK-Stadt Ludwigshafen (vgl. Anlage A II).

In der Diözese Speyer war die Hälfte der katholischen Jugend in der DJK organisiert, die seit 1920/21 dem Dachverband der DJK in Düsseldorf angehörte und bis zum Verbot rd. 12 000 Mitglieder zählte (ebenda). Trauriger Höhepunkt war die Ermordung des Reichsführers der DJK Adalbert Probst durch die Nazi-Häscher am 30. Juni 1934. Die Auffassung Probsts soll auch für die DJK des nächsten Jahrhunderts Leitmotiv sein, nämlich „nicht zu den stärksten, sondern zu den besten Organisationen zu gehören“.