Die Situation der DJK auf Bundesebene

Die Situation der DJK auf Bundesebene soll in dieser Abhandlung nur knapp wiedergegeben werden. Der Autor stützt sich bei seinen Ausführungen im Wesentlichen auf die Arbeiten von Rösch und Schulze.

1945 waren überall in Deutschland die schrecklichen Spuren des unsinnigen Krieges zu sehen. Über die Hälfte des Wohnraumes, fast die Hälfte der Industrie- und Geschäftsbauten waren zerstört, alle wichtigen Straßen- und Eisenbahnbrücken waren gesprengt. Im privaten Bereich verschlechterte sich die Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern dramatisch, es fehlte an Lebensmitteln, Bekleidung und Brennstoffen. Der wirtschaftliche Wiederaufbau schien unmöglich, an einen Wiederaufbau des Sports vermochte niemand einen Gedanken zu verschwenden. Erst allmählich gründeten sich Sportvereine auf Ortsebene, immer mit ausdrücklicher Genehmigung der Besatzungsbehörde. Deren Ziel war die „körperliche Jugenderziehung in Bezug auf Gesundheit, Hygiene und Erholung“ (Rösch, a.a.O., S. 36). In der rasanten Entwicklung der Sportvereine zeigen sich „die Selbstheilungskräfte, die im Menschen und im Sport wohnen“ (Schulze, a.a.O., S. 3).

Im Laufe des Jahres 1946 organisierten sich Kreis-, Bezirks- und Landesverbände, die mittelfristig die Vereinigung des deutschen Sports anstrebten, was angesichts der Aufteilung in Besatzungszonen problematisch erschien. Aber bereits im Juli 1947 fand, begünstigt durch die Schaffung der Bizone, in Frankfurt ei-ne überzonale Sportkonferenz statt, auf der eine Arbeitsgemeinschaft der Landessportbünde gegründet wurde (nach Schulze, a.a.O., S. 4). Schließlich kam es am 23. Oktober 1948 in Bad Homburg zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft des deutschen Sports (ebenda, S. 5). Maßgeblich beteiligt war Prälat Ludwig Wolker, der die „Wiederbelebung der DJK“ (Rösch, a.a.O., S.37) anstrebte. Prälat Wolker, ein Mann mit sehr viel diplomatischem Geschick, politisch unbelastet und sportpolitisch versiert, hat es verstanden, die Herren Turn- und Sportfunktionäre an einen Tisch zu bringen und auf Kompromisse einzuschwören. Unter-stützt wurde sein Vorhaben von der deutschen Bischofskonferenz am 06. November 1945, die betonte, dass „Sport und Spiel beim Neuaufbau katholischer Jugendarbeit Beachtung verdienen und dafür der notwendige Spielraum gegeben werden soll. Über die Frage Sport und DJK ergeht noch besondere Weisung“ (ebenda). Fragen der Organisationsstruktur, des Führungspersonals, der Mitgliederstruktur mussten beantwortet werden. Obwohl die Diözesanjugendseelsorger der Gründung „eines Sportverbandes katholische Jugend im Sinne der früheren DJK ablehnend gegenüberstehen“ (Rösch, a.a.O., S. 38), bilden sich ehemalige DJK-Vereine neu und treffen sich gelegentlich zu Spielrunden mit Gleichgesinnten oder auch neutralen Sportvereinen.

Bereits 1947 „schließen sich in den Diözesen Paderborn und Münster Vereine zur Spiel- und Sportgemeinschaft katholischer Vereine Rhein-Weser der DJK zusammen“, was „nicht im Interesse des Prälaten Wolker ist, dem die Einheit des Sports mehr am Herzen liegt als autonome Bestrebungen“ (ebenda) und der nicht auf die Bildung eines eigenen Sportverbandes DJK abzielt. Wolker wollte die DJK in den deutschen Sport integrieren. Dieser Konflikt zwischen DJK-Hauptverband, der aus der „Arbeitsgemeinschaft DJK“ von 1947 hervorging, und DJK-Zentralverband Rhein-Weser kann erst 1961 beigelegt werden. Trotz aller Schwierigkeiten, viele DJK-Vereine müssen zu Tarnnamen greifen, erlebt der Verband ab Ende des Jahres 1947 einen raschen Aufschwung. Viele von den Nationalsozialisten verbotene DJK-Vereine melden sich zurück, neue Vereine kommen hinzu. Diese Aufwärtsentwicklung wird getragen „vom Engagement der Pfarrer, Kapläne, Vikare und Laien für den Sport und von den Werten sportlicher Erziehung“ (Rösch, a.a.O., S.47). Zentral- und Hauptverband versuchen in den 50er Jahren ihre Positionen zu festigen, der eine mit eigenen Spielrunden und dem Ziel der Eigenständigkeit, der andere im Sinne Wolkers in einem deutschen Gesamtsportverband. Schließlich wird am 25.April 1961 unter die Trennung ein Schlussstrich gezogen: „Schließlich siegt die Einsicht, dass Richtungskämpfe letztlich dem gemeinsamen Ziel schaden. … Das Konzept des Hauptverbandes ist das realistischere dem deutschen Sport gegenüber, in den er seine christlich orientierte Mitverantwortung einbringt“ (Rösch, a.a.O., S. 55).

In den letzten Jahrzehnten erlebte die DJK einen rasanten Aufstieg, und sie ist zu einem anerkannten Sportverband im DSB geworden. 1999 betreiben in der DJK 532.183 Menschen in 1.188 Vereinen ihren Sport und erleben Gemeinschaft.