Die DJK-Vereine im Saarland

Völlig anders gestaltete sich die Entwicklung der DJK-Vereine im Saarland nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Saarfrage war nach 1945 weitaus problematischer als nach dem 1. Weltkrieg. Weder die Ansprüche Frankreichs noch die Rechtsposition der saarländischen Bevölkerung waren klar vorgezeichnet. Die französische Militärregierung trat offen für eine Annexion des Saargebiets an Frankreich ein, während die offizielle französische Politik sich davon distanzierte. Unmittelbar nach Kriegsende wurden konkrete Maßnahmen hinsichtlich einer von Deutschland unabhängigen Saarverwaltung- und -regierung eingeleitet, die schließlich 1947 in der Verabschiedung einer Verfassung des Saarlandes gipfelten. Damit war der autonome Status der Saar als Provisorium festgeschrieben. Somit war die französische Saarpolitik erfolgreich.

Unter dem saarländischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann wurde der autonome Status der Saar gefestigt und die Verbindung zu Paris erweitert. Die saarländische Verfassung schuf die Voraussetzung für eine kulturpolitische Autonomie, gewünscht und garantiert von der französischen Militärregierung. Die Regierung Hoffmann versuchte beispielsweise durch die Einführung eines Verfassungstages und einer Landeshymne eine saarländische Identität zu schaffen. Das Saarland besaß beispielsweise neben einer eigenen Handballnationalmannschaft auch eine eigene Fußballnationalmannschaft, die u.a. gegen Deutschland um die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in der Schweiz 1954 spielte. Die Frage der nationalen Zugehörigkeit schien, vor allem durch die Formel „Europäisierung des Saarlandes“ seit 1952, in den Hintergrund gedrängt. Das Saarabkommen als Teil der Pariser Verträge von 1954 sah die Eingliederung der Saar in die Westeuropäische Union und die Teilnahme an allen westeuropäischen Einrichtungen vor. Das Saarproblem wurde mehr und mehr Gegenstand eines deutsch-französischen Interessenstreits.

Vor diesem historischen Hintergrund die DJK-Idee wieder zu beleben und DJK-Vereine wieder zu gründen war aussichtslos. In diesem Zusammenhang ist es sicherlich interessant zu untersuchen, welche Rolle die Kirchen in der Saarfrage gespielt haben. Frankreich versuchte im Rahmen einer Abtrennung der Saar von der übrigen Besatzungszone mehrfach nach 1945 ein eigenes Saarbistum zu schaffen durch die Trennung der saarländischen Kirchengemeinden von den Bistümern Trier und Speyer. Dieses Vorhaben wurde maßgeblich durch eine Petition der saarländischen katholischen Geistlichen verhindert. Dadurch entstand ein mehr oder weniger offener Konflikt zwischen der CVP und den Kirchenleitungen. Auch dieser Sachverhalt trug nicht dazu bei, die Deutsche Jugendkraft zu etablieren. So war es auch nicht verwunderlich, dass der größte Teil der katholischen, aber auch der evangelischen Geistlichkeit gegen das Saarstatut, über das im Oktober 1955 abgestimmt wurde, Stellung bezog. Die Saarbevölkerung hat am 23. Oktober 1955 mit 67,7 Prozent das Saarstatut abgelehnt. Damit war die politische Rückgliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland beschlossen (01.01.1957). Ihr folgte am 05. Juli 1959 („Tag X“) die wirtschaftliche Integration.

Mit dieser neuen Situation eröffneten sich für die DJK-Idealisten neue Perspektiven. Die folgenden Aussagen resultieren nicht nur aus historischen Quellen, sondern sind von wichtigen Zeitzeugen belegt. Viele DJK`ler, die im BDKJ und in der Kolpingsfamilie nach 1945 eine Heimat gefunden hatten und in diesen Verbänden gegeneinander Fußball spielten, gingen nun daran, DJK-Vereine wiederzugründen, so beispielsweise bereits am 14. April 1957 in Bexbach, was der Bürgermeister der Ortspolizeibehörde Bexbach mit Schreiben vom 07. Januar 1958 bescheinigt. Die Gründung der DJK Bexbach wird auch im Bericht der Generalversammlung der Kolpingsfamilie vom 16. Januar 1958 bestätigt, wo es heißt: „Die in Gemeinschaft mit dem Bund der katholischen Jugend geführte Sportabteilung hat sich im Lauf des Jahres mit der Gründung der DJK selbständig gemacht. Hier werden Fußball und Tischtennis als Sportarten betrieben. Daneben huldigt man in zwangloser Weise dem Kegelsport“ (vgl. Anlage A X). Hinzu kamen bald die Sparten Leichtathletik und 1958 der Fanfarenzug.

Die saarpfälzischen DJK-Vereine wurden 1957 als saarländische Kreisgemeinschaft in die Diözesangemeinschaft Speyer aufgenommen und der 1. Vorsitzende der DJK Bexbach Rudolf Lenz (genannt Viktor) wurde im gleichen Jahr auf dem Diözesanverbandstag in Ludwigshafen als Jugendwart in den Vorstand gewählt. Anders als die pfälzischen brauchten die saarländischen DJK-Vereine keinen neutralen Namen, sondern konnten sofort als DJK am Spielbetrieb des Saarländischen Fußballverbandes teilnehmen. „Das erste Spiel wurde gleich 2:1 gegen Bruchhof gewonnen und mein Schwager Rudi Dahl war der erste Torschütze in der Verbandsrunde“, erinnert sich Zeitzeuge Karl-Heinz Welter im Gespräch mit dem Autor.

Es ist angebracht in Dankbarkeit der großen Verdienste aller Gründungsmitglieder der DJK-Vereine in unserer Diözese nach dem Zweiten Weltkrieg zu gedenken und die vollbrachten Leistungen zu würdigen. Sie verstanden sich als Idealisten und als solche handelten sie auch, indem sie stets ihren Verein in den Vordergrund stellten und alles Persönliche als zweitrangig betrachteten.